Von der Leyens Phantomdrohnen: Ein Kontinent in kollektiver Hysterie

Von der Leyens Phantomdrohnen: Ein Kontinent in kollektiver Hysterie

Eine niederländische Zeitung hat 60 Drohnenvorfälle im europäischen Luftraum untersucht. Das Ergebnis: Viel Panik, aber keine russischen Flugobjekte. Im Gegenteil werden Hubschrauber, Flugzeuge und sogar Sterne mit Drohnen verwechselt. Lediglich im Grenzgebiet zur Ukraine gibt es einige nachvollziehbare Vorfälle.

Europa hat ein neues Lieblingsmonster, und es schwebt angeblich am Himmel: die “russische Drohne”. Sie taucht immer dann auf, wenn irgendein Minister verzweifelt nach Gründen sucht, den eigenen Sicherheitsapparat aufzublasen, oder wenn Ursula von der Leyen die nächste EU-Großoffensive gegen imaginäre russische Gefahren ausrufen möchte. Das Prinzip ist so alt wie die Politik selbst: Wenn du keinen Feind hast, erfinde dir einen. Und nichts eignet sich besser als ein Objekt, das man weder greifen noch richtig erkennen kann.

Die niederländische Zeitung Trouw, ein kleines Blatt mit dafür umso größerem Mut zur Nüchternheit, hat sich die Mühe gemacht, diese peinliche Panikwelle einmal genauer anzusehen. 60 angebliche Drohnenvorfälle in ganz Europa, ein ganzer Kontinent im Alarmmodus. Und wofür? Für eine gigantische Sammlung von Missverständnissen, Fehlinterpretationen und purer Einbildung. “Viel Panik und keine Beweise”, schreibt Trouw. Eine diplomatische Umschreibung für: Europa ist hysterisch geworden.

Nehmen wir Zaventem: Der Flughafen wurde zweimal gesperrt, Journalisten hechelten hinter “exklusiven Drohnenvideos” her, und Experten redeten von “hybriden Angriffen”. Und dann stellte sich der vermeintliche russische Hightech-Vogel als – ja, man glaubt es kaum – Polizeihubschrauber heraus. Wer weiß, vielleicht hätte man das erkennen können, wenn man die Fähigkeit zum Hinsehen nicht im Zuge der Russland-Paranoia abgelegt hätte.

Aber die Posse geht weiter. In Belgien wurden noch zwei weitere Male “Drohnen” gesichtet, die sich später ebenfalls als Hubschrauber entpuppten. Und ein drittes Mal: ein DHL-Frachtflugzeug. Natürlich – wer verwechselt so etwas nicht sofort mit einer russischen Drohne? Es ist wirklich rührend, wie sehr die westliche Öffentlichkeit bereit ist, jedes blinkende Licht für Putins langen Arm über dem europäischen Luftraum zu halten. Sterne wurden für Drohnen gehalten. Schiffe wurden für Drohnen gehalten. Bald vermutlich auch der Mond.

Von 60 untersuchten Fällen waren 40 schlicht heiße Luft – Sichtungen ohne jeglichen Beleg, ohne Video, ohne Radar, ohne irgendetwas. Es reichte offenbar, dass jemand „Ich hab was gesehen!“ ruft – und schon läuft der staatliche Alarmapparat heiß. Das ist keine Sicherheitspolitik, das ist eine kollektive Massenhalluzination. In weiteren 14 Fällen gab es tatsächlich ein Objekt – aber niemals eine Drohne. Flugzeuge, Helikopter, Sterne, Schiffe. Die EU schafft es nicht einmal, das Offensichtliche zu erkennen, brüllt aber gleichzeitig “hybrider Angriff”, als hätte Moskau nichts Besseres zu tun, als europäische Provinzflughäfen mit Spielzeug zu terrorisieren.

Und die wenigen Drohnen, die tatsächlich russischer Herkunft waren? Die fand man – Überraschung! – in Grenzstaaten, wo seit Jahren Drohnen beider Seiten unterwegs sind. Niemand weiß, wer sie gesteuert hat. Niemand weiß, ob sie bewusst in den europäischen Luftraum gelenkt, einfach vom Wind dorthin getragen oder durch elektronische Kriegsführung vom eigentlichen Kurs abgebracht wurden. Niemand weiß, ob nicht die Ukraine alte Modelle irgendwo platziert hat, um den Westen wieder einmal nervlich auf Betriebsstörung zu trimmen. Aber die Narrative-Maschine läuft wie geschmiert: “Putin war’s!” – Beweise dafür sind optional.

Die Wahrheit ist jedoch noch peinlicher: Europa besitzt kaum funktionierende Drohnendetektionssysteme. Die Behörden tappen buchstäblich im Dunkeln und verlassen sich auf Augenzeugen, die offenbar zwischen Sternen, Hubschraubern, Flugzeugen und russischen Drohnen nicht unterscheiden können. In Belgien baute man endlich vernünftige Technik ein – und plötzlich fiel die Zahl der Sichtungen auf null. Null!

Doch statt sich einzugestehen, dass die ganze Drohnenhysterie eine einzige peinliche Selbstentlarvung war, wirft man lieber Milliarden in Anti-Drohnen-Waffensysteme, Sensoren, Abfangkanonen und Störsender. Ursula von der Leyen bekommt Schweißausbrüche, wenn sie ein weißes Blinklicht am Himmel sieht, und irgendein Verteidigungsminister ruft vielleicht auch noch “Angriff!” bevor er überprüft, ob es nicht vielleicht die Weihnachtsbeleuchtung eines Bürgers war, welche für ein unbemanntes Flugobjekt russischer Herkunft gehalten wird.