Moon of Alabama
Präsident Donald Trump glaubt offenbar, dass Zölle die Produktion in die USA zurückholen können. Seine bisherigen Maßnahmen richten sich gegen vier große Handelsblöcke: Kanada, Mexiko, China und bald auch die Europäische Union.
Während seiner ersten Amtszeit verhandelte Trump das USMCA-Abkommen mit Kanada und Mexiko, eine Freihandelszone, die die drei Länder verbindet. Nun versucht er, die Regeln dieser Zone zu ändern – jedoch auf inkonsequente Weise.
Am 21. Januar versprach Trump Zölle auf Kanada und Mexiko. Am 1. Februar kündigte er sie an. Drei Tage später verschob er sie. Am 27. Februar erklärte er, dass die Zölle am 4. März in Kraft treten würden. Doch am 5. März zog er erneut zurück (archived):
„Präsident Trump sagte am Mittwoch, dass er die Zölle auf Autos aus Kanada und Mexiko für einen Monat aussetzen werde, nachdem ein 25-prozentiger Zoll, den er einen Tag zuvor gegen Amerikas engste Handelspartner verhängt hatte, die Aktienmärkte erschütterte und massiven Widerstand in der Industrie auslöste.“
Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte, das Weiße Haus habe mit den drei größten US-Autoherstellern gesprochen und beschlossen, Autos aus Kanada und Mexiko einen Monat lang von den Zöllen auszunehmen.
Eine einmonatige Ausnahmeregelung ist ein schlechter Witz. Es dauert Jahre, die Produktion von Autoteilen aus einem Land in ein anderes zu verlagern. Hunderte Unternehmen in Kanada, Mexiko und den USA sind an der Fertigung beteiligt. Diese hochgradig integrierte Industrie entstand über Jahrzehnte hinweg.
Die US-Autohersteller vertrauten darauf, dass die Handelsabkommen stabil bleiben würden. Falls die Zölle doch durchgesetzt werden, hätten sie nur zwei Optionen: drastische Preiserhöhungen oder Produktionsstopps.
Nordamerika: Zölle als Druckmittel – China als strategischer Gegner
Trumps Zölle in Nordamerika sind vermutlich eher ein Verhandlungsinstrument als eine langfristige Bedrohung. Seine Zölle gegen China jedoch sind eine vollkommen andere Angelegenheit.
Die Trump-Administration betrachtet China als strategischen Gegner und will es wirtschaftlich treffen. Doch China ist in der Lage, sich zu wehren (archived):
„Minuten nach Inkrafttreten der jüngsten US-Zölle kündigte China eigene Strafzölle auf US-Importe an und stoppte den Verkauf an 15 US-Unternehmen.“
Das chinesische Finanzministerium verhängte:
- 15 % Zölle auf US-Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle
- 10 % Zölle auf weitere Lebensmittel wie Sojabohnen und Milchprodukte
Zusätzlich untersagte das chinesische Handelsministerium 15 US-Unternehmen den Erwerb chinesischer Waren, es sei denn, sie erhielten eine Sondergenehmigung. Betroffen ist unter anderem Skydio, der führende US-Drohnenhersteller und Lieferant des US-Militärs.
Lou Qinjian, Sprecher des Nationalen Volkskongresses, warf den USA vor, gegen die Welthandelsregeln zu verstoßen:
„Durch einseitige Zölle verletzen die USA die Regeln der WTO und gefährden die Sicherheit und Stabilität globaler Lieferketten.“
Trump rechtfertigt seine Maßnahmen mit dem Kampf gegen die illegale Einfuhr von Fentanyl, einem synthetischen Opioid, das in den USA eine Epidemie ausgelöst hat.
China widerspricht: Es hat bereits strikte Kontrollen für Fentanyl eingeführt.
„Das Fentanyl-Problem in den USA ist kein externes Problem. Es hat nichts mit China zu tun. Illegales Fentanyl existierte dort bereits in den 1980er Jahren. Später stellte sich heraus, dass US-Pharmakonzerne die süchtig machenden Eigenschaften von Opioiden vertuschten. Ärzte verschrieben massenhaft Schmerzmittel – mit katastrophalen Folgen.“
Die Global Times führt das Problem auf gesellschaftliche Ursachen zurück:
„Der Mangel an sozialer Kontrolle in den USA verschärft die Drogenkrise. US-Vizepräsident JD Vance beschreibt in seiner Autobiografie chaotische Nachbarschaften mit fehlender Bildung und elterlicher Aufsicht, in denen Kinder früh mit Drogen in Kontakt kommen. Diese Umstände erzeugen einen Teufelskreis, aus dem kaum ein Entkommen möglich ist.“
Die chinesische Regierung macht klar:
„Einschüchterung macht uns keine Angst. Mobbing funktioniert bei uns nicht. Wer China mit maximalem Druck erpressen will, wird sich verrechnen.“
Die Eskalation zwischen den USA und China zeigt, dass ein Handelskompromiss unwahrscheinlich ist.
Zölle gegen Europa: Ein gefährliches Spiel
Die USA argumentieren, dass sie mehr Waren aus Europa importieren, als sie dorthin exportieren. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Die US-Exporte nach Europa bestehen hauptsächlich aus Dienstleistungen, darunter Software und Finanzdienstleistungen. In Summe halten sich Waren- und Dienstleistungsexporte die Waage.
Falls die USA Zölle auf europäische Waren erheben, könnte die EU als Gegenmaßnahme Gebühren auf US-Dienstleistungen erheben. Ein wirtschaftliches Patt wäre die Folge.
Doch Zölle sind nicht nur nutzlos – sie sind gefährlich. Sie verzerren Märkte und verursachen hohe Kosten für alle Beteiligten. Am meisten werden die US-Verbraucher darunter leiden:
„Mit all den geplanten Zöllen würde der US-Zollsatz in wenigen Wochen auf über 20 % steigen – der höchste Stand seit der Vorkriegszeit.“
Laut Wirtschaftsexperte Joseph Politano hätte das dramatische Folgen:
- Die Importzölle würden US-Unternehmen und Verbraucher 160 Milliarden Dollar kosten
- Sollte Trump alle geplanten Maßnahmen umsetzen, würden sich die Kosten auf 600 Milliarden Dollar summieren – das entspricht 1,6 % des BIP
- Die Internationale Handelskammer (ICC) warnt vor einer Wirtschaftskrise vergleichbar mit der Großen Depression
Andrew Wilson, stellvertretender Generalsekretär der ICC, erklärte:
„Wir sind zutiefst besorgt, dass dies der Beginn einer Abwärtsspirale sein könnte, die uns in die Handelskriege der 1930er Jahre zurückführt.“
Trump glaubt, seine Maßnahmen seien „nur eine kleine Störung“. Doch sie könnten weit mehr bewirken – eine wirtschaftliche Katastrophe, die die USA am härtesten trifft.