Symbole des Untergangs: Der Kessel von Halbe und Flucht nach Westen

Für den Westen gegen den Osten?

 

 Von REDAKTION | In diesen Tagen jährt sich der Endkampf um Berlin, worauf der Feldzug gegen Russland im Drang nach „Lebensraum“ und Ressourcen mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und Zerschlagung des III. Reiches enden musste. Bis zuletzt versuchten anglophile Kreise aus der NSDAP über vermeintliche Teilkapitulationen eine nordische Allianz ähnlich der NATO schon im Frühjahr 1945 mit allen Mitteln zu schmieden, um dann gemeinsam mit Anglo-Amerika den Kampf gegen die UdSSR ganz ohne Unterbrechung fortzusetzen:

Anlauf Nr. 1: Unternehmen Sunrise oder Präzedenzfall für einen Sonderfrieden der Westmächte mit dem Dritten Reich über den Waffen-Stillstand in Italien, der unter US-Geheimdienst Chef Allen W. Dulles und SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Karl Wolff in der Schweiz ausverhandelt wurde. Das Operation erfolgte mit Wissen des amerikanischen Präsidenten und deutschen Führers, jedoch ohne sowjetische Beteiligung: Gegen Letztere war die Aktion nämlich gerichtet. Der Sonderwaffenstillstand wurde am 29. April 1945 in Caserta, Italien von den Oberkommandierenden des südlichen Kriegsschauplatzes, unterzeichnet. Eine Unterzeichnung in der Schweiz, wie ggf. am Verhandlungsplatz Ascona, wäre politisch wohl zu sehr aufgefallen.



US-Armee Medium jubelt am 2. Mai über Separat-Kapitulation nur für den Westen | Quelle: Mit Wissen Hitlers – Karl Wolff, Druffel Zeitgeschichte

Bestärkt durch diesen Separatfrieden mit den Westmächten, vorgezeigt von der SS, versuchten jetzt andere Wehrmachtsteile im Kampf gegen die Zeit nachzuziehen:

Anlauf Nr. 2: Der Sonder-Waffenstillstand von Achterveld in den Niederlanden vom 2. Mai 1945, gefolgt von der Kapitulation des «Reichskommissariats Niederlande» vom 6. Mai 1945 unterzeichnet vom deutschen Oberbefehlshaber Johannes Blaskowitz im Hotel de Wereld in Wageningen.  

Anlauf Nr. 3: Die deutsche Sonder-Teilkapitulation für NW-Deutschland, Dänemark und Niederlande am 4. Mai 1945 unter dem neuen Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Hans-Georg von Friedburg bei Lüneburg im Alliierten Hauptquartier von B. Montgomery.

Anlauf Nr. 4: Die Sonder-Kapitulation der Heeresgruppe G unter General Friedrich Schulz am 5. Mai 1045 in Haar bei München gegenüber der 7. US-Armee ab 6. Mai 1945.

Anlauf Nr. 5: Die Sonder-Kapitulation für die gesamte Wehrmacht unterzeichnet von Generaloberst Alfred Jodl im Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims am 7. Mai 1945 – doch einmal mehr ohne sowjetische Beteiligung. Es regelte nur die militärischen Angelegenheiten gemäß dem Vorbild von Caserta, doch konzipiert einmal mehr als Doppelspiel einer angestrebten Nordischen Allianz, die gegen die UdSSR gerichtet ist.

Anglophil eingestellte höchste Repräsentanten der deutschen Nationalsozialisten setzten alles daran – mit oder ohne ihrem Führer – den Ostfeldzug gegen die UdSSR gemäß Adolf Hitlers Plan aus den zwanziger Jahren – wie 1925 in Mein Kampf aller Welt noch schriftlich verkündet – vereint mit dem Westen, wenn möglich ganz ohne Unterbrechung lückenlos fortzusetzen.

NS-Spitzen gestützt auf ihre atlantischen Kanäle – wie vor allem Hermann Göring, Heinrich Himmler und last but not least Rudolf Hess, der aus Gründen der Vertrauensbildung schon im Mai 1941 nach Großbritannien aufgebrochen war – arbeiteten parallel nur in diese eine Richtung: Im Jahr 1945 schließlich buhlten konkurrierende Gruppen deutscher Atlantik-Verehrer um die Gunst der Sieger, denn sie ahnten, dass diese dabei waren, ihre eigene, doch engere Auswahl bald schon zu treffen.

Zwischen der Kolonialmacht Großbritannien und den Nationalsozialisten bestanden neben wesensmäßigen Parallelen auch ausgeprägte ideologische Gemeinsamkeiten: Es erklärt, warum atlantische Finanzkreise schon vor der Machtergreifung die NSDAP finanziell förderten, um nach dem Putsch gegen Röhm und erfolgreich erfolgter Abklärung der gewünschten künftigen wirtschaftlichen Ausrichtung nachfolgend auch die deutsche Aufrüstung dank tatkräftiger Mitwirkung der Hochfinanz maßgeblich mitfinanzieren zu lassen.

Im Anschluss lag die Bringschuld jedoch ganz nur beim Führer, der erst „abzuliefern“ hatte, bevor die atlantischen Mächte sich offiziell auf Verhandlungen mit Deutschland zur Aufteilung der Welt einzulassen gedachten: So lautete die atlantische „Eintrittskarte“ für das Deutsche Reich in das Konzert der großen Mächte, vorab Russland bis zum Ural erobern und die russische Bevölkerung weitgehend eliminieren zu müssen! Angloamerikaner verfügen über die soziale Intelligenz besonders schmutzige Aufgaben, wenn irgendwie möglich, elegant an Dritte „wegzudrücken“.

Doch darauf warteten die britische Lordschaften gemeinsam mit ihrem deutschen Englandbeauftragten Rudolf Hess auf der Insel vergeblich: Man hatte die Rechnung ohne Josef Stalin und Rote Armee gemacht. Die deutsche Wehrmacht kam entgegen den Prognosen westlicher Experten im Kampf gegen die Rote Armee sehr bald schon zum Stehen.

Aufgrund jener Rückschläge entschieden die Atlantikmächte im Mai 1945 – aus Gründen der Optik und Diskretion gegenüber der Weltöffentlichkeit – nur mit NSDAP Führungskadern aus der zweiten Reihe ggf. verdeckt weiterzumachen und künftig alle großen Entscheidungen, wie z.B. den Zeitpunkt für den nächsten Angriffskrieg gegen den Osten besser selbst nur festzusetzen. Die Deutschen durften künftig nur noch die Hilfstruppen abgeben. Das musste Hermann Göring, Rudolf Hess und Heinrich Himmler zwar den Kopf kosten, doch sollte am Konzept der nordischen Allianz gegen den Osten nichts ändern: Die obersten NS-Frontmänner der vormaligen NSDAP hatten zu „gehen“, während „NS-Kräfte“ aus der zweiten Reihe die leer gewordenen Plätze wieder füllten. Dieses Verfahren gestattete dem Westen seine historisch gewohnte Rang- & Hackordnung in der „Nordischen Allianz“ – befreit von Hitlers besonderen Ambitionen dank erfolgtem Selbstmord – an seine neuen Vasallen klipp und klar durchzugeben.

So ging der deutsche „Kriegsrausch“, um an die Worte von Markus Söder in Bezug auf grüne Außenpolitik anzuknüpfen, nicht verloren, doch wurde nur konserviert, um nach Jahrzehnten ggf. wieder neu aufzublühen: Die Politik und Ziele blieben ganz dieselben, nur die Verpackung hatte sich dem Zeitgeist zu fügen: Hießen vor 80 Jahren die Sturmstaffeln gegen Russland in der Originalversion noch „SS“, so sind es heute die ukrainischen Nachfahren vormaliger SS-Hiwis – die sogenannten Asow Regimenter, wenn auch geschmückt mit den gleichen Insignien aus vertrauten SS-Tagen, wie mit Wolfsangeln oder Schwarzen Sonnenrädern. Auch der alte Fanatismus war geblieben, wenn nicht sogar weiter gestiegen. Nur der Schauplatz der Handlung hatte sich geringfügig nach Osten verschoben – während das Vorgehen samt Handlungen allesamt gleich nur blieben.

Alles Doppelspiel vergebens

Die finale Kapitulation wurde von den Sowjets schließlich durchgesetzt, nachdem die UdSSR nicht mehr bereit war, dem Treiben der Westmächte und anglophil ausgerichteten NS-Kreise noch länger zuzusehen. Die Sowjets bestanden auf die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch Feldmarschall Wilhelm Keitel als Vertreter des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst am 8. Mai 1945 gemäß den ursprünglich zwischen den Alliierten getroffenen Übereinkommen.

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation | Quelle: Lt. Moore (US Army); restored by Adam Cuerden, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Sowjetunion hatte die Hauptlast des Krieges gegen das Deutsche Reich getragen und verfügte zu jener Zeit über die kampferprobteste und absolut stärkste Armee der Welt. Diese Tatsache überzeugte die Westmächte schlussendlich dem deutschen Werben besser nur in verdeckter Form und partiell nachzugeben und die gemeinsamen Angriffspläne gegen die Sowjetunion zurückzustellen.

Schon sehr bald benötigte die USA einmal mehr weitere sowjetische militärische Hilfe: Die Rote Armee sorgte dafür, um auf dem asiatischen Kriegsschauplatz die japanische Kwantung-Armee – von rund 600.000 Soldaten – im Sommer 1945 aus den Verkehr zu ziehen. Dies wurde von Stalin erledigt und Japan musste sich ergeben. Es hielt jedoch die USA nicht davon ab, Atombomben gegen Zivilisten auszutesten und in Hiroshima und Nagasaki vorsätzlich Massenmord zu begehen.

Wie immer hatte die UdSSR ihr Abmachungen gegenüber ihren Bündnispartnern erfüllt, während sich der Westen darauf beschränkte über wichtige historische Details den Mantel des Schweigens zu breiten, doch hinter den Kulissen ihren perfiden Plänen ungeniert weiter nachzugehen.

Ostfeldzüge endeten bisher im Zweifrontenkrieg

Es klingt unglaublich, dass das deutsche Außenministerium und deutsche Kanzleramt trotz aller fatalen Erfahrungen in Folge des letzten Ostfeldzugs (1941 – 1945) sich im neuen Kriegsmodus wieder gegen Russland stellen. Vertreter der Bundesregierung scheinen außerstande die rechten Lehren aus den beiden Weltkriegen zu ziehen.



26.09.2022 Tatort Ostsee Nord-Stream Leitung: EU-Europa jetzt im Zweifrontenkrieg | Quelle: Swedish Coast Guard – Screenshot

Zugleich kann die Kombination „Kesselschlacht von Halbe samt vermeintlicher Rettung durch den Westen“ für Spätgeborene heute symbolhaft nur noch für den drohenden Untergang von Mitteleuropa stehen: Seit dem 26. September 2022 ist klar, dass nach den Anschlägen auf die Gasleitungen von Nord Stream I & II die Träume von sogenannter westlicher Partnerschaft nun in der Ostsee versunken sind.

Die aktuelle Bucherscheinung zum Thema:

„In der Hölle von Halbe“ – Eine Flüchtlingstragödie

In der Hölle von Halbe

Eine Flüchtlingstragödie

264 Seiten mit Bildern. Geb. mit SU, € 24,80

Druffel & Vowinckel; Bestellung: Hier

Zu den dramatischen Ereignissen in und um den Kessel von Halbe hat Buchautor Gerd Mesenhol einen packenden Geschichtsroman verfasst, der in schillernden Facetten das bittere Schicksal flüchtender Zivilisten wie auch das von Soldaten beider Seiten vor dem Hintergrund verzweifelter Ausbruchsversuche und brutaler Kämpfe eindrucksvoll festhält:

Der Zweite Weltkrieg tritt in seine Schlussphase. Die Rote Armee hat die Oder überschritten und befindet sich bereits im Endkampf um die Reichshauptstadt. 60 km südlich von Berlin liegt der kleine Ort Halbe. Hier wird eine der letzten Schlachten des zweiten Weltkrieges geschlagen, nachdem die Reste der deutschen 9. Armee nach der verlustreicher Abwehrschlacht auf den Seelower Höhen am 24. April 1945 von der 1. Weißrussischen Front und 1. Ukrainischen Front umfasst und im Kessel von Halbe nun eingeschlossen sind. Insgesamt sitzen 150.000 Angehörige der Wehrmacht, Waffen-SS, des Volkssturms zusammen mit unzähligen Zivilisten im Kessel von Halbe nun fest.

Der Oberbefehlshaber der 9. Armee, Theodor Busse, unterstützt von einem Entsatz-Angriff der deutschen 12. Armee unter General der Panzertruppe Walther Wenck, fasst den Entschluss nach Westen zur 12. Armee an der Elbe durchzubrechen. Doch erste Versuche scheitern.

Zerschossener deutscher Konvoi nahe Halbe | Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Convoy_halbe_1.jpg

Mesenhol schildert die verzweifelte Flucht einer Familie aus ihrem Gut unweit von Halbe erst in den Kessel, gefolgt vom atemraubenden Durchbruch nach Westen. Ständig in Gefahr ein Opfer des Krieges zu werden, entsteht vor den Augen des Lesers ein Wettlauf ums Leben apokalyptischen Ausmaßes.

Schließlich gelingt es rund 30.000 Soldaten und Zivilisten in den ersten Maitagen das rettende Westufer der Elbe bei Tangermünde zu erreichen. Hier vollendet sich auch jene Familientragödie.

Die Verluste auf beiden Seiten waren extrem hoch: Die Rote Armee gab an, 60.000 deutsche Soldaten getötet und 120.000 gefangen genommen zu haben. Auf dem Waldfriedhof Halbe, welcher der größte Kriegsfriedhof Deutschlands aus dem Zweiten Weltkrieg ist, wurden rund 15.000 Deutsche beigesetzt.

Sowjetischer Ehrenfriedhof Baruth/Mark in Brandenburg | Quelle: Clemensfranz, CC BY-SA 3.0 <creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0&gt;, via Wikimedia Commons

Auch tausende Soldaten der Roten Armee sind bei den Kämpfen gefallen. Ein Teil wurde auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof Baruth/Mark bestattet.

Jedes Jahr werden neue Opfer der Kampfhandlungen gefunden, so dass die Gesamtzahl aller Getöteten nicht feststeht. Niemand weiß genau, wie viele Zivilisten genau ums Leben gekommen sind, doch Schätzungen gehen von rund 10.000 Zivilopfern aus.

Ein solches Fazit sollte eigentlich genügen, dem Kriegsrausch vieler EU-Staaten, die allesamt nicht ganz bei Sinnen scheinen, doch einmal mehr nur die Interessen der eigenen Bevölkerungen mit Füssen treten, entschieden einen Riegel vorzuschieben!