Grosser Ölproduzent befürchtet «apokalyptische» Auswirkungen von Russland-Sanktionen

Kasachstan sieht sich einem steigenden Risiko von Sekundärsanktionen ausgesetzt, berichtete beispielsweise upstream Ende April. Dabei wurde ein Bericht der Weltbank erwähnt, der die mögliche Rolle des Landes bei der Umgehung internationaler Embargos durch Russland hervorhob. Eine Kritik, die auch innerhalb Kasachstan vorgebracht wird. So beschrieb der führende kasachische Oppositionsführer und ehemalige Energieminister Muchar Abljasow das Land als «Hintertür für Russland, um internationale Sanktionen zu umgehen».

Doch Sanktionen gegen kasachische Unternehmen würden weltweite Auswirkungen haben. Denn wie RT mitteilt, erklärte der Botschafter des Landes in den USA, Yerzhan Ashikbayew, dass die Stabilität der Öllieferungen aus Kasachstan an den Weltmarkt vom Transit durch Russland abhängt. Er fügte hinzu, dass jede durch Sanktionen verursachte Unterbrechung der Lieferströme ein schlimmes Szenario auslösen könnte. Am Rande des Transkaspischen Forums in Washington sagte der Gesandte am Donnerstag gegenüber RIA Novosti:

«Wir gehen vom gegenseitigen Interesse aller Parteien aus, dem Interesse an der Stabilität des Weltmarktes, an der Stabilität der Lieferungen. Dies ist sowohl für das Funktionieren unserer [kasachischen] Wirtschaft als auch für die gesamte Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung.»

Auf die Frage, ob er ein Risiko sehe, dass Sanktionen den Erdöltransit für Kasachstan erschweren oder unmöglich machen könnten, bezeichnete der Diplomat dies als «eine Art apokalyptisches Szenario».

Kasachstan beliefert den Weltmarkt mit Öl über eine der grössten Pipelines der Welt, das Caspian Pipeline Consortium (CPC).

An diesem multinationalen Projekt sind Russland, Kasachstan und ein Konsortium führender Ölgesellschaften beteiligt. Das Pipelinesystem nimmt vor allem Rohöl aus den grossen Ölfeldern im Westen Kasachstans, aber auch aus Russland auf. Seine Gesamtkapazität beträgt über eine Million Barrel Öl pro Tag, was 2,3 Prozent des weltweiten Rohölhandels auf dem Seeweg entspricht.

Wie RT informiert, werden über die CPC täglich rund 1,2 Millionen Barrel Rohöl aus Kasachstan nach Europa geliefert, wovon ein Teil anschliessend in die USA geht. Der Betrieb der Pipeline sei im vergangenen Jahr durch Sturmschäden an der Ausrüstung eines Terminals am Schwarzen Meer unterbrochen worden, was die Befürchtung einer weltweiten Versorgungskrise aufkommen liess.

Aschikbajew zufolge ist die CPC nach wie vor ein wichtiges Projekt für Kasachstan, das 80 Prozent der kasachischen Rohölexporte abdeckt. Kasachstan hat seine Öl- und Gasbeziehungen zu Russland trotz der Androhung von Sekundärsanktionen durch die USA und die EU verstärkt.

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