Während Deutschland sich selbst als Musterschüler der Energiewende feiert, bringt es seine skandinavischen Nachbarn zur Weißglut. Die Situation erinnert an einen Mieter, der seine Heizung abstellt und sich dann darüber beschwert, dass die Nachbarn ihre Wärme nicht kostenlos mit ihm teilen wollen.
In Norwegen schlägt die Stimmung dramatisch um. Der sonst so besonnene Energieminister Terje Aasland verliert seine diplomatische Contenance und bezeichnet die Lage unverblümt als “absolute Scheiß-Situation“. Die Strompreise sind dort auf das Zwanzigfache gestiegen – ein historischer Höchststand, der die norwegische Regierung nun zu drastischen Maßnahmen zwingt. Die Ankündigung, die Stromkabel nach Dänemark möglicherweise zu kappen, ist dabei mehr als nur eine leere Drohung.
Noch deutlicher wird die schwedische Energieministerin Ebba Busch, die ihrer Wut über die deutsche Energiepolitik freien Lauf lässt. “Ich bin sauer auf die Deutschen“, donnert sie und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Die deutsche Entscheidung, die Kernkraftwerke abzuschalten, hat sich als energiepolitischer Bumerang erwiesen, der nun ganz Nordeuropa trifft.
Die Folgen sind bereits spürbar: In Deutschland erreichte der Strompreis mit 936 Euro pro Megawattstunde einen historischen Höchststand. Das Elektrostahlwerk in Riesa musste seine Produktion einstellen, was Kosten im sechsstelligen Bereich verursacht. Werksdirektor Uwe Reinecke spricht Klartext: “Deutschland hat diese Situation selbst geschaffen, ohne die Folgen für die energieintensive Industrie zu berücksichtigen.”
Die “Dunkelflaute” – dieser poetische Begriff für die Kombination aus bewölktem Himmel und Windstille – entlarvt die Schwachstellen der deutschen Energiewende. Während Berlin von einer strahlenden Zukunft träumt, müssen die skandinavischen Nachbarn die Rechnung für deutsche Energiefantasien bezahlen.
Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die grüne Energiewende führt dazu, dass unsere nordischen Nachbarn, die seit Jahrzehnten erfolgreich auf nachhaltige Energieversorgung setzen, nun ihre Tore schließen wollen. Ein energiepolitisches Eigentor der Sonderklasse.
Die Botschaft aus dem Norden ist klar: Deutschland muss seine hausgemachte Energiekrise selbst lösen, statt die Last auf seine Nachbarn abzuwälzen. Oder wie man es auf Deutsch sagen würde: Wer den Atomausstieg will, muss auch die Windstille ertragen können.