Moon of Alabama
Der frühere indische Diplomat M.K. Bhadrakumar erinnert eindringlich daran, wie selbst gewählte Präsidenten in den USA von tief verankerten Machtstrukturen – dem sogenannten „tiefen Staat“ – hintergangen werden.
Ein bekanntes Beispiel: Als 1960 ein US-Spionageflugzeug über der Sowjetunion abgeschossen wurde, hatte Präsident Eisenhower keine Ahnung von der wahren Mission. Die CIA log ihn an. Als die Sowjets jedoch das Wrack samt lebendigem Piloten präsentierten, war das diplomatische Desaster perfekt. Eisenhowers Annäherungspolitik war zerstört – durch seine eigenen Leute.
Ein ähnliches Spiel läuft offenbar auch heute. Nach jüngsten ukrainischen Drohnenangriffen auf russische Militärbasen beteuerte Präsident Trump gegenüber Putin, die USA hätten damit nichts zu tun. Doch ehemalige CIA-Mitarbeiter halten das für unglaubwürdig. Die Operation war über 18 Monate vorbereitet – und damit noch unter Biden gestartet worden. Zielplanung durch US- und britische Geheimdienste sei wahrscheinlich.
Trump unwissend – wie Eisenhower einst?
Während Trump gegenüber Putin von Unwissenheit sprach, kamen aus Moskau ernste Warnungen: Kreise in den USA wollten Russland als Staat vernichten, so Vizeaußenminister Rjabkow. Die Aussagen bezogen sich auch auf eine Konferenz der CIA-nahen Jamestown Foundation über mögliche „Zersplitterungen“ des russischen Staatsgebietes. Russland wird dort offen als „letztes Kolonialreich“ bezeichnet – seine Zerschlagung scheint erwünscht.
Trump versucht, den Kurs zu ändern. Doch wie Eisenhower könnte er vor einer Wand stehen, die sich seiner Kontrolle entzieht.
Sabotage auch gegenüber China
Auch gegenüber China ist das Muster erkennbar. Am 11. Mai einigten sich die USA und China in Genf auf eine Deeskalation im Handelsstreit. Beide Seiten senkten Zölle. China sagte zu, nichttarifäre Maßnahmen zurückzunehmen. Die Finanzmärkte reagierten erleichtert.
Doch nur drei Tage später schlug Washington zurück: Das US-Handelsministerium erklärte öffentlich, der Einsatz chinesischer Huawei-KI-Chips verstoße weltweit gegen US-Exportkontrollen. Eine klare Eskalation – gegen den Geist der Genfer Gespräche.
China reagierte mit Exportverboten für Seltene Erden, worüber Trump sich verärgert zeigte. Doch offenbar verstand er nicht, dass seine eigene Regierung durch das Huawei-Memo den Auslöser lieferte.
Am Tag nach Trumps Gespräch mit Xi – die nächste Sabotage
Nach einem weiteren Gespräch zwischen Trump und Xi am 13. Juni, das eine diplomatische Entspannung bringen sollte, kam der nächste Rückschlag: Vier mit der Sache vertraute US-Beamte ließen Reuters durchstechen, dass Atomexportlizenzen für China gestoppt wurden. Der Schritt wurde am selben Tag umgesetzt. Die Quelle der Sabotage liegt auf der Hand – innerhalb der US-Regierung selbst.
Erkenntnis: Trumps Worte gelten nicht
Diese wiederholten Unterminierungen zeigen: Trumps außenpolitische Worte haben für Partner wie Russland oder China kein Gewicht, solange Teile seines Regierungsapparats aktiv gegen seine Linie arbeiten. Warum sollten Moskau oder Peking noch mit ihm verhandeln?
Fazit: Wer regiert wirklich?
Die USA erleben eine Regierung im Schatten: Entscheidungen, die eigentlich vom Präsidenten ausgehen sollten, werden hinter seinem Rücken untergraben. Geheimdienste, Ministerien, transatlantische Denkfabriken – sie alle verfolgen eine Agenda, die weder demokratisch legitimiert noch öffentlich kontrolliert ist.
Für China und Russland ist die Botschaft klar: Nicht das Weiße Haus ist entscheidend, sondern der tiefe Staat. Und dieser Staat hat keine Friedenspläne – sondern einen Plan zur Eskalation.