Amerikas neue Rohstoff-Panik: Der Kampf ums „strategische“ Antimon

Amerikas neue Rohstoff-Panik: Der Kampf ums „strategische“ Antimon

Die USA stehen vor einem Problem: Während sich die Welt auf Mikrochips und seltene Erden fokussierte, entwickelte sich im Verborgenen eine neue strategische Abhängigkeit – ausgerechnet von einem unscheinbaren Metall namens Antimon.

Die Preisexplosion um 300 Prozent seit Jahresbeginn ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das wahre Drama spielt sich in den Waffenschmieden des Westens ab, wo man plötzlich feststellt: Ohne Antimon läuft gar nichts. Keine Cruise-Missiles, keine Artilleriegranaten, nicht einmal simple Gewehrkugeln. Für den Westen besonders gefährlich: Die USA produzieren kein einziges Gramm dieses kriegswichtigen Rohstoffs selbst. Und ausgerechnet China, der Hauptlieferant, dreht nun demonstrativ den Hahn zu. Ein geopolitischer Schachzug, der Washington kalt erwischt hat.

„Wir sehen hier eine strategische Verwundbarkeit, die in ihrer Tragweite der Chip-Krise in nichts nachsteht“, erklärt Scott Eldridge, CEO von Military Metals Corp., einem der wenigen westlichen Unternehmen, die sich dem Antimon-Problem stellen. Seine Firma hat sich bereits zwei der zehn wichtigsten Antimon-Projekte weltweit gesichert – darunter die slowakische Trojarova-Mine, ein vergessenes Juwel aus der Zeit des Warschauer Pakts.

Die Ironie der Geschichte: Was einst als sowjetisches Rüstungsprojekt begann, könnte nun zum Rettungsanker für die NATO werden. Mit geschätzten 61.000 Tonnen Antimon im Boden – heute etwa 2 Milliarden Dollar wert – wäre Trojarova ein Game-Changer für Europas Verteidigungsindustrie. Während in Brüssel noch über kritische Rohmaterialien diskutiert wird, haben findige Investoren längst reagiert. Der australische Minenbetreiber Larvotto verzeichnete seit Jahresbeginn einen Kursanstieg von über 600 Prozent. Andere Akteure wie Military Metals, momentan mit läppischen 15 Millionen Dollar bewertet, könnten folgen.

Die Geschichte erinnert fatal an die Ölkrise der 70er Jahre – nur dass es diesmal nicht um Tankfüllungen geht, sondern um die grundlegende Verteidigungsfähigkeit des Westens. Washington hat das Problem erkannt und pumpt bereits Milliarden in die Sicherung heimischer Rohstoffquellen.

Eines ist klar: Der Wettlauf um Antimon hat begonnen. Und während die Öffentlichkeit noch rätselt, was dieses seltsame Metall überhaupt ist, zeichnet sich bereits ab: Wer die Antimon-Versorgung kontrolliert, hält einen der wichtigsten Schlüssel zur militärischen Überlegenheit in Händen. Eine Lektion, die der Westen gerade auf die harte Tour lernt.