Eine knappe Woche nach dem überraschenden Angriff der Hamas auf Israel meldete sich deren Führer Chalid Maschal zu Wort. In seiner „Botschaft des Zorns“ rief er zum totalen Krieg gegen Israel auf.
In einer Video-Botschaft wandte sich Maschal an alle Muslime, insbesondere in den benachbarten arabischen Staaten, mit dem Ziel, mit „Palästina, Gaza, Al Aqsa und Jerusalem“ solidarisch zu sein. Dabei rief er zum Dschihad, zum heiligen Krieg, gegen Israel auf. „Geld ist wichtig, aber heute bitten wir darum, dass Blut und Seele für Palästina geopfert werden“, sagte der politische Führer der palästinensischen Hamas und forderte für den Freitag auf der ganzen Welt „Botschaften der Wut und des Zorns“, die an die Zionisten gesendet werden sollten. Dieser Tag solle der „Freitag der Al-Aqsa-Flut“ werden.
Israel kappt jegliche Versorgungsleitungen nach Gaza
Der Hamas-Führer bat um Unterstützung, sowohl finanzieller als auch materieller Art. Am Montag schon hatte die Regierung Netanjahu in Tel Aviv beschlossen, den Gaza-Streifen komplett abzuriegeln und quasi auszuhungern. Weder Strom, Gas noch Wasser oder Lebensmittel sollen in die von der Hamas dominierte Region gelangen. Erste Auswirkungen wurden bereits kurze Zeit später spürbar: So meldete laut der israelischen Zeitung „Haaretz“ das einzige Kraftwerk im Gaza-Streifen, dass der Treibstoff ausgegangen sei. Danach gebe es keinen Strom in der Stadt Gaza mehr.
„Schwärzester Tag seit Holocaust“
Die massiven Angriffe der Hamas mit Drohnen, Raketen und anderen Geschossen auf Israel in den letzten Tagen, die nach wie vor andauern, lösten bei vielen Juden Schockreaktionen aus. Man redet, nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Toten und Verletzten – sie bewegen sich schon im vierstelligen Bereich –, vom schlimmsten Krieg seit 50 Jahren. Damals, im Herbst 1973, hatte der Sechs-Tage-Krieg den Judenstaat an den Rand einer Niederlage gebracht. Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) spricht sogar davon, „Simchat Thora 2023 wird als der schwärzeste Tag seit dem Nazi-Holocaust in die jüdische Geschichte eingehen“. In Tel Aviv vereinbarte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach einem Treffen mit Oppositionsführer Benny Gantz die Bildung einer Notstandsregierung.
Humanitäre Hilfe für Gaza?
Um eine zu erwartende Versorgungskatastrophe im abgeriegelten Gaza-Streifen zu verhindern, berät der Nachbarstaat Ägypten mit den USA über humanitäre Hilfe für die arabische Bevölkerung im Hamas-dominierten Gebiet. Palästinensische Organisationen in aller Welt riefen indes zu Lebensmittelspenden für den Gaza-Streifen auf. Inwieweit Nahrung, Wasser und Medikamente in dieses Gebiet gelangen können, ist fraglich, da auch Ägypten die Grenze geschlossen hat.
Kreml als Vermittler?
Unterdessen bot sich der Kreml als Vermittler im Nahost-Konflikt an: „Russland kann und wird eine Rolle bei der Regulierung spielen“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Reine Terrorakte verurteile man. Der schon vor längerer Zeit vereinbarte Besuch von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas im Moskau soll stattfinden. Ob Israel diesen aus dem autonomen Westjordanland ausreisen lässt, ist jedoch fraglich. Der bisherige Verbündete Gazas, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, distanzierte sich bislang nur vom Töten israelischer Zivilpersonen. Die Luftangriffe auf den Gaza-Streifen brandmarkte er als „Massaker“.
Massive Vergeltung angekündigt
Die nun von Tel Aviv ergriffenen Gegenmaßnahmen, vor allem Luftangriffe, dürften nur die ersten Reaktionen auf den Hamas-Überfall gewesen sein. Ministerpräsident Netanjahu kündigte blutige Rache an und verlautbarte, es werde „eine nie dagewesene Vergeltung“ geben. Inwieweit die Zivilbevölkerung auch im Gaza-Streifen als Ziel des Militärs die Hauptlast des Krieges tragen muss, werden die nächsten Wochen zeigen.
Demo-Verbot in Wien
Die für Freitag angekündigten Proteste von Palästinensern gegen die Aktionen des israelischen Militärs werden von den Sicherheitsbehörden in ganz Europa kritisch beäugt. In Berlin wurden geplante Kundgebungen in Kreuzberg und Neukölln verboten. In Wien wurde die angemeldete Versammlung „Mahnwache für Palästina“ am Abend noch untersagt. „Im Zuge der laufenden Überprüfungen“ – so die Landespolizeidirektion Wien – habe man die Kundgebung verboten. Denn die Auswertung habe ergeben, „dass die Versammlung geradezu abzielt ein Klima zu schaffen, um den laufenden Konflikt auf die Straßen Wiens zu tragen“. Ferner seien „gewalttätige Auseinandersetzungen zu erwarten“, so dass die öffentliche Sicherheit und das öffentliche Wohl gefährdet seien.
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